Louise Piëch & Ferry Porsche
1945 bis 1970
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs legen Louise Piëch und Ferry Porsche die Grundlage für zwei familiäre Firmenzweige, die sich fortan erfolgreich entwickeln – die heutige Porsche Holding in Salzburg und die Porsche AG in Stuttgart. Nach Kriegsende sichern sie zunächst das Lebenswerk ihres Vaters mit der Gründung der Porsche Konstruktionen GesmbH. Es folgen die Gründung der Marke Porsche und eine wegweisende Vereinbarung mit Volkswagen, die u.a. die Aufnahme der VW Importtätigkeit nach Österreich ermöglicht.
1945
Die zweite Generation packt an
Noch während des Zweiten Weltkriegs wird das Porsche Konstruktionsbüro nach Gmünd in Kärnten verlagert. Nach Kriegsende arbeitet Ferry Porsche mit seiner Mannschaft dort und in der Werkstatt in Zell am See an Seilwinden und Traktoren und repariert ehemalige Militärfahrzeuge.
1947
Gründung der Porsche Konstruktionen GesmbH
Am 1. April 1947 gründen die Geschwister Louise Piëch und Ferry Porsche die österreichische Porsche Konstruktionen GesmbH in Gmünd. Gemeinsam übernehmen sie die Geschäftsführung. Ihr Vater ist während dieser Zeit noch in Frankreich interniert. Bald darauf erhält die nun österreichische Firma den Auftrag des italienischen Industriellen Piero Dusio, einen Formel-1-Rennwagen mit Allradantrieb zu bauen. Der „Cisitalia“ bestreitet aus finanziellen Gründen nie ein Rennen. Allerdings können Louise Piëch und Ferry Porsche mit dem Erlös aus diesem Auftrag die Kaution für ihren Vater aufbringen und ermöglichen damit seine Heimkehr.
1948
Wegweisende Entscheidungen für Porsche und Volkswagen
Der erste Porsche: 1948 erfüllt sich Ferry Porsche einen lang gehegten Traum und entwickelt auf Basis des VW Käfer im Kärntner Maltatal den ersten Sportwagen, der den Namen Porsche trägt. Das unter der Konstruktionsnummer 356 präsentierte Fahrzeug begründet den später legendären Ruf der Marke Porsche. Die Nr. 1 hat noch einen Mittelmotor, die folgenden in Handarbeit in Gmünd gefertigten Coupés fahren bereits mit einem Heckmotor. Etwa ein Dutzend Exemplare des Porsche 356 Cabrio entstehen später noch in der Salzburger Werkstatt in der Alpenstraße.
Die wichtigste Entscheidung für das Unternehmen wird rund 1.000 km nördlich von Salzburg getroffen. Die Alliierten beschließen, die Produktion des Volkswagens in Wolfsburg wieder aufzunehmen. Hier sind die Porsche-Techniker als Unterstützung gefragt. Parallel nimmt Ferry Porsche Verhandlungen mit dem neu ernannten VW Generaldirektor Heinrich Nordhoff auf. Die wichtigsten Vertragsbestandteile sind eine Lizenzgebühr für jeden gebauten Käfer sowie die Genehmigung, auf Basis des Käfers einen Sportwagen – den Porsche 356 – bauen und über das später weltweite VW Netz vertreiben zu dürfen. Dazu kommen Vereinbarungen über technische Leistungen des Porsche Konstruktionsbüros und vor allem der VW Generalimporteursvertrag für Österreich. Das umfassende Vertragswerk unterschreiben in Bad Reichenhall Ferdinand Porsche, Ferry Porsche, Louise Piëch geb. Porsche und ihr Ehemann Anton Piëch sowie für Volkswagen Heinrich Nordhoff. Damit wird die väterliche Konstruktion von Ferdinand Porsche, der VW Käfer, die Basis für die später so erfolgreiche Entwicklung der Porsche Unternehmen in Salzburg und in Stuttgart. Am 7. September 1948 stellt die Bezirkshauptmannschaft Spittal an der Drau den Gewerbeschein für den „Handel mit Kraftfahrzeugen und deren Ersatzteilen, beschränkt auf Erzeugnisse der Wolfsburger Motorenwerke (später Volkswagenwerk)“ auf den Namen Ing. Ferdinand Porsche aus.
1949
Das Autogeschäft kommt in Salzburg ins Rollen
Die Geschwister Louise Piëch und Ferry Porsche verlegen 1949 den Firmensitz der Porsche Konstruktionen GesmbH von Gmünd nach Salzburg in die Alpenstraße. Während Louise und ihr Mann Anton Piëch – sie hatte den Rechtsanwalt 1928 geheiratet – in Salzburg die Entwicklung des VW Imports nach Österreich forcieren, kehrt Ferry Porsche nach Stuttgart zurück. Dort legt er 1950 den Grundstein für die Sportwagenfertigung und damit für die heutige Porsche AG. Die beiden Porsche Unternehmen in Stuttgart und Salzburg sind immer im gemeinsamen Besitz der Geschwister Louise und Ferry geblieben. Beide haben gemeinsame Wurzeln, entwickeln sich aber zu eigenständigen Unternehmen.
1950
Die Anfänge als Volkswagen Importeur in Salzburg
Nachdem der Importbetrieb in Salzburg mit den ersten 14 VW Käfern schon im Mai 1949 angelaufen war, wird Anton Piëch 1950 formell zum Geschäftsführer der Porsche Konstruktionen GesmbH ernannt. Im gleichen Jahr entsteht ein zentrales Ersatzteillager, das die Versorgung der Kundschaft optimiert. Dies ist ein erster wichtiger Schritt in einer neuen Unternehmensstrategie: weg vom reinen Importgeschäft, hin zu einem bedeutenden Dienstleister.
1951
Abschied von Ferdinand Porsche
Ferdinand Porsche erlebt die Aufbauphase der neuen Familienunternehmen nicht mehr. Am 30. Januar 1951 stirbt der Professor im Alter von 75 Jahren in Stuttgart.
1952
Nach zweitem Schicksalsschlag übernimmt Louise Piëch
Ein Jahr nach dem Tod des Vaters trifft der nächste Schicksalsschlag die Familie. 1952 stirbt auch Anton Piëch völlig überraschend. Deshalb tritt Louise Piëch in diesem Jahr an die Spitze des noch jungen Salzburger Unternehmens. Es hat zum damaligen Zeitpunkt 71 Mitarbeiter und drei Standorte – den Betrieb in der Alpenstraße, die Filiale in Gmünd und die Betriebsstätte in Zell am See. Die vierfache Mutter prägt Porsche Salzburg nachhaltig. Ihre Motivations- und Führungsstärke ist unnachahmlich, das wachsende Unternehmen führt sie mit großer Umsicht und hervorragendem Geschäftssinn.
1953
Die Verkaufszahlen schnellen in die Höhe
Mit der Liberalisierung der Einfuhr von Automobilen ab Herbst 1953 beginnt der große Aufschwung des Unternehmens. Die Verkaufszahlen des VW Käfer schnellen in die Höhe: von 798 Fahrzeugen 1952 auf 2.675 Exemplare 1953. Louise Piëch stellt eine österreichweite VW Vertriebsorganisation und den Porsche Sportwagenverkauf auf die Beine. Innerhalb nur eines Jahres wird die Marke Volkswagen mit 5.218 verkauften Pkw und 25,1 % Marktanteil erstmals Marktführer in Österreich – und hält diese Position ab 1957 ohne Unterbrechung.
1950 – 1960
Der große Aufschwung
Mit den steigenden Stückzahlen wächst auch Porsche. Der Einzelhandelsbereich etwa – die spätere Porsche Inter Auto (PIA) – nimmt in den frühen 1950er-Jahren erste Gestalt und in den 1960er-Jahren immer deutlichere Formen an. Den Anfang macht die Alpenstraße in Salzburg. Über die Jahre folgen Filialbetriebe in Wiener Neustadt unter Leitung von Ernst Piëch, dem ältesten Sohn von Louise Piëch, in Zell am See, Kapfenberg und vielen weiteren Orten.
1956
Zeichen des Aufstiegs
1956 öffnet in Salzburg die Werkstatt am Bahnhof neben dem neuen Kundendienstgebäude. Der Porschehof I erhält später den Spitznamen „blaues Gebäude“. 1962 folgt der Porschehof II in der Fanny-von-Lehnert-Straße. Das blaue VW Zeichen auf dem Dach signalisiert weithin sichtbar, wo VW in Salzburg daheim ist.
1962
Mit neuen Ideen auf Erfolgskurs
Durch den Ausbau des Angebotes rund um das Autogeschäft stellt das Unternehmen wichtige Weichen für die heutige Porsche Holding Salzburg. Mit der Einführung des Leihwagendienstes im Jahr 1962 und des Leasinggeschäftes im Jahr 1966 beginnt Porsche schon frühzeitig, den Dienstleistungsbereich zu forcieren. Kreative Werbemaßnahmen tragen den damals schon hochbetagten VW Käfer zu neuen Verkaufsrekorden.
1965
Motorsport-Erfolge und der erste Le-Mans-Triumph
Nachdem Louise Piëch 1965 grünes Licht für den Aufbau einer Motorsportabteilung am Standort in der Alpenstraße gegeben hatte, wird Porsche Salzburg auch auf internationalen Rennstrecken nach und nach zu einer neuen Größe. Zum Ende der 1960er-Jahre sorgen die Formel-Vau-Rennwagen unter anderem mit dem späteren österreichischen Formel-1-Weltmeister Jochen Rindt für Furore. 1970 trumpft Porsche Salzburg mit dem Porsche 917 bei den legendären 24 Stunden von Le Mans auf und feiert den ersten Le-Mans-Gesamtsieg des späteren Rekordgewinners Porsche. Zu Beginn der 1970er-Jahre sorgen zudem die Rallye-Käfer für viel Aufsehen, unter anderem mit dem Sieg bei der Elba-Rallye 1973.
1966
Grundsteinlegung für die Porsche Informatik
Die Entwicklung der elektronischen Datenverarbeitung bei Porsche begann 1966 mit der Gründung einer EDV-Abteilung in der Porsche KG. Nach der Installation einer EDV-Anlage (IBM 360/30) folgte 1967 zunächst die Übernahme des „Wagen-Geschäfts“ (Verrechnung, Bestandsführung und Typenscheinausstellung für alle in Österreich lagernden bzw. verkauften Volkswagen) und 1968 des „Teile-Geschäfts“. Weitere IT-Lösungen folgten: 1969 für die Verwaltung der Leasingverträge oder 1970 für die Lohn- und Gehaltsabrechnung der Beschäftigten in Salzburg.